Wie werde ich besser Teil 2, die Nacht der lebenden Objectives

Uuuuund willkommen zurück bei der Reihe von Artikeln in denen ich ca. 1.000 Wörter über etwas schreibe von dem ich gefühlt so viel Ahnung habe wie ein Kaleidoskop vom Suppe kochen.

Heute (naja in diesem Artikel) soll es um die sogenannten primary Objectives gehen. Also… bei Warhammer 40.000 9. Edition. Sicher… werde ich in anderen Artikeln auch noch wertvolles oder zumindest unterhaltsames zu anderen Systemen schreiben. Bestimmt.

Es begab sich also, dass beim Spielen eines Spiels 40k es dazu kommen kann, dass man das Spiel mit den Regeln und Missionen aus dem aktuellen Chapter Approved spielt. Sicher, man könnte auch die aus einem älteren Chapter approved nehmen, oder weiter nach den Regeln der 8. Edition… aber ich argwöhne, dass Turniere, die sich daran orientieren eher selten sein werden.

Je nach mission sind diverse Objectives auf dem Tisch verteilt. Sie haben einen Durchmesser von 40 mm. Man sie darstellen wie man mag, aber sie spielen was Bewegung, Sichtlinien usw. angeht keinerlei Rolle. Man hält ein Objective, indem man ein Modell innerhalb von 3" horizontal (kicher) und 5" vertikal zu dem Objective hat. Gemessen wird hier von dem Rand des Objectives. Sollten beide Spieler Modelle innerhalb der beschriebenen Reichweite haben kontrolliert derjenige das Objective, wer mehr Modelle an innerhalb der Reichweite hat.

Für die Primary Objectives zählt das kontrollieren ab der 2. Runde, am Ende der Commandphase.

Diese scheinbar einfache Regel wird durch eine Fähigkeit erschwert, von der ich wünschte es gäbe sie nicht: Objective secured. Einheiten mit dieser Fähigkeit kontrollieren ein Objective auch dann, wenn sie in der Unterzahl sind, solange die gegnerischen Modelle diese Fähigkeit nicht haben.

Warum ich wünschte, dass es diese Fähigkeit nicht gäbe erläutere ich vielleicht besser in einem anderen Artikel (auch wenn dieser vielleicht nie erscheinen wird, würde er doch aus ermüdend langen Rant-Absätzen bestehen, die wohl kaum jemand wird lesen mögen (natürlich können Wünsche nach diesem Artikel (und andere Gedanken) jederzeit in Comments und/oder dem Discord formuliert werden)).

Wo war ich? Richtig, Objectives. Man fragt sich vielleicht warum man überhaupt ein Objective wird kontrollieren wollen, klingt das doch nach einer ermüdenden Tätigkeit, die nicht in verbindung mit dem töten der gegnerischen Modell zu stehen scheint, Nun, um ein 40k matched game Spiel nach den Chapter Approved Regeln zu gewinnen benötigt man mehr Victory Points als der Gegner. Eine Quelle für diese sind die sogenannten Secondary Objectives, von denen hier nicht weiter die Rede sein wird, die andere die Primary Objectives.

Es gibt (noch) zwei Varianten von Primary Missionen in Chapter Approved. In der ersten bekommt man für ein kontrolliertes Objective 5 Victory Points (VP im weiteren Text), für zwei oder mehr kontrollierte Objectives 5 weitere VP und wenn man mehr Objectives als der Gegner kontrolliert nochmal 5 VP.

In der anderen Variante bekommt man 5 VP für zwei Kontrollierte Objectives, nochmal 5 VP für drei oder mehr kontrollierte Objectives und schließlich die weiteren 5 VP wenn man mehr kontrolliert als der Gegner.

Maximal pro Runde also 15 VP und insgesamt maximal 45 in einem Spiel. (für das Chapter Approved 2022 bahnt sich eine Änderung dieser Verteilung an, aber dass werde ich dann in einem Artikel behandeln, wenn ich das Buch in meinen Händen halte).

45 VP machen die Hälfte der verfügbaren im Spiel zu erhaltenden Punkte aus und man sollte versuchen diese auch zu bekommen. Die andere Hälfte erhält man über Secondaries (und dort 45 VP einzuheimsen ist, wie wir noch sehen werden, schwierig). Man könnte nun nölen und einwenden, ich unterschlage hier die 10 VP für eine bemalte armee und damit hätte man auch recht, aber zum einen kann diese Punkte einem niemand nehmen außer man hat halt keine bemalte armee und zum anderen finde ich die Inklusion der Bemalung in der Bepunktung, die darüber entscheidet wird das Spiel gewinnt derart… Bist du gefälligst ruhig? Hier wird nicht geranted. Und weiter mit dem wesentlichen:

Nur wie bewerkstelligt man das? Wie halte ich die Objectives, verweigere sie im idealfall meinem Gegner? Ein paar Gedanken. Die objektiv durch und durch notwendige und richtige Fähigkeit “objective Secured” ermöglicht ein hohes Maß an Kontrolle darüber, wer das objective kontrolliert und wer nicht. Bietet einem die eigene Liste die Möglichkeit Einheiten zu nehmen die diese Fähigkeit besitzen und zu dem entweder sehr haltbar oder sehr zahlreich sind, kann das ein guter Ansatzpunkt für das Listbuilding sein. Im konkreten Spiel muss man natürlich auch auf die gegnerische Liste abstellen. Ist der Gegner ein Necron, dessen ganze Armee objective secured hat? Inklusive aller Charaktermodelle und Fahrzeuge? Dann werden meine bis hierhin mir noch zahlreich vorkommenden obsec Einheiten plötzlich nicht mehr so stark sein wie ich beim Listenbau dachte. Ähnlich bei den Thousand Sons. Eine Armee, die ein obsec Game gut spielen kann. Ihre Rubric Marines und Terminatoren sind sowohl obsec (kurz für objective secured) und dazu noch moralimmun, haben 2 bzw. 3 wunden gute save, abilities die die saves noch besser machen usw.

Gegen Armeen dieser Art, die also mir relativ einfach Objectives abnehmen können bleiben nicht viele Möglichkeiten ihnen die Primary Punkte zu verweigern. Hat man schnelle Einheiten, kann man natürlich versuchen den Gegner so lange wie nur irgendwie möglich am Bewegen zu hindern. Bei Thousand Sons im speziellen schwierig, da sie durch ihre Waffen und Psikräfte auf die Distanz, wo ein Moveblock effektiv ist, die blockierende Einheit meist schnell ausschalten können. Sicher man hat den Gegner einen Turn am Bewegen gehindert, die Frage ist nur ob das Reicht. Auf lange Sicht betrachtet hat der dann immer noch die Chance die 45 Punkte voll zu machen, da außer auf einer Karte wo halte zwei / halte drei für die jeweils 5 VP gilt, es dem Gegner oft reichen kann fünf Runden lang zwei Objectives zu halten um die 45 Primary voll zu bekommen. Um dem Gegner das zu verweigern muss man seine Liste schon sehr darauf bauen (also meiner Meinung nach). Auch bringt der Screen/frühe Objective Klau auch einige Nachteile mit sich. Was auch immer man nach vorne schiebt, bei vielen Armeen wird es nicht besonders widerstandsfähig sein beziehungsweise ist 40k so tödlich geworden, dass auch die zähesten Armeen in der nähe der kompletten gegnerischen Armee nicht lange überleben, will heißen, diese Einheiten sind sehr wahrscheinlich in der 2. Runde tot und der Gegner kann ab Runde 3 mit dem scoren weitermachen. Hier sollte man gründlich seinen Codex studieren und überlegen ob diese Art des deny-games für einen möglich ist (mal von der tatsächlichen Umsetzung abgesehen, viele Pläne klingen im Kopf toll und wollen sich dann nicht wie gedacht auf dem Schlachtfeld umsetzen lassen). Um dem Gegner optimal am primary scoren zu hindern sollte man eigentlich 2 Wellen haben, deren Hauptaufgabe sein müsste, dem Gegner sicher die Objectives zu verweigern. Es ist nicht so wichtig, ob diese Einheiten am Ende der eigenen Commandphase noch leben. Sein eigenes Primary Game sollten andere Einheiten bewerkstelligen. Die Idee ist, dass der Gegner genug mit dem Screen/Objective-Zeug zu tun hat, dass er sich nicht auf die hinteren/wesentlichen Einheiten konzentrieren kann, man also sein eigenes Primary Game ungestört durchführen kann, während der Gegner sich anstrengen muss um überhaupt zu scoren.

Diese Art von Spieltaktik lässt sich wesentlich einfacher gestalten, wenn man als zweiter dran ist. Man hat gesehen, was der Gegner, wo hingezogen hat und weiß jetzt wo, wie viele eigene Modelle/Einheiten hingestellt werden müssen, um ihm sicher in seiner Commandphase das Objective gemopst zu haben, da er ja vor seiner Commandphase nichts mehr dagegen machen kann. Natürlich sollte man hier besonders Acht geben auf Heroische Interventionen und ähnliches. Es gibt Charaktere und Einheiten die so etwas in einer überraschenden Reichweite fertigbringen, dann sollte man entweder genügend Einheiten auf dem Objective haben, dass selbst bei besten Ergebnis für den Gegner noch etwas steht oder eben außerhalb dieser Reichweiten bleiben.

Hat man selber den ersten Zug ist es etwas schwieriger. Der Gegner wird, sehr wahrscheinlich, erkennen was man macht und hat dann seinen ganzen Turn zeit etwas dagegen zu unternehmen. man bräuchte also eigentlich für jede Objective zwei Einheiten (etwas, dass man sich generell angewöhnen sollte, eine Einheit allein ist immer ein Risiko. Zwei Einheiten auf einem Objective geben immer etwas mehr Sicherheit, dass ein Luckyshot/salve nicht einem ein ganzes Objective wegnimmt) einplanen, sodass der Gegner erhebliche Ressourcen aufwenden muss (hoffentlich) um diese restlos zu entfernen, damit er am Anfang seiner nächsten Runde auch scored.

Will man auf der “sicheren” Seite für diese Taktik sein benötigt man also 4 Einheiten für die erste Runde die sehr schnell sind (sonst erreichen sie die fernen Objectives nicht) und im idealfall nochmal 4 Einheiten für die zweite Runde, um das zu wiederholen, da der Gegner hoffentlich nicht viel weiter aus seiner Aufstellung rausgekommen ist. 8 Einheiten also insgesamt, die entweder alle obsec sind oder sehr zahlreich, davon vier einheiten die sehr schnell sind. Eine Taktik also, die nicht für jede Armee in Frage kommt.

Eine andere Variante des Objective denial games ist die überlegene Feuerkraft. Stellen wir theoretisch in den Raum, dass meine Einheiten unfassbar gut schießen können und im Regelfall das auf was sie schießen auch kaputt bekommen. Dann platziere ich sie so, dass ich zwei Objectives meines Gegners in der Schusslinie hab (was erschwert wird, da der Trend doch zu mehr Geländer zu gehen scheint) um dann einfach immer die Einheiten meines Gegners vom Objective runter zu schießen. So fehlen dem Gegner auch immer eine eine Einheit auf dem Objective am Ende seiner Commandphase. Hat man dann noch eine gute Nahkampfeinheit, die quasi als vorpreschende Bedrohung den Gegner von meiner “Artillerie” ablenkt, aber eben auch gut zuschlägt, wenn er sie ignoriert, um so die Pläne des Gegners weiter einzuschränken beziehungsweise ihm meine Idee vom Schlachtablauf aufzuzwingen.

Umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Jeder Versuch des Gegners einem die eigenen Objectives vorzuenthalten sollte so gut es geht gekontert werden. Screen-Einheiten, gleich welcher Art, die dem Gegner am zu schnellen/weiten Vorsprechen hindern sollte man nutzen und auch so positionieren, dass sie diesen Zweck erfüllen und nicht irgendwo auf dem Schlachtfeld rumbummeln und der Gegner fröhlich über das Schlachtfeld galoppieren kann wie er möchte (also… seine Einheiten).

Einheiten auf dem Objective platzieren ist auch nicht einfach gut zu bewerkstelligen. Die Gefahr ist groß, dass man aus Unachtsamkeit oder Hektik die Modell irgendwie auf das Objective stellt und denkt, das passt schon so. Nein, nein, nein. Das wäre ja zu einfach. Das könnte Spaß machen. Beim Positionieren der Modelle sollten so viele wie es irgend geht in Deckung stehen. So wenig wie möglich sollten Sichtlinien bieten. So wenig wie möglich bedeutet hier: Wie viele Modelle brauche ich hier wirklich um das Objective zu halten? Hat der Gegner in Bewegungsreichweite eigene obsec-einheiten oder kann er eine Einheit zu einer Obsec-Einheit machen um gegebenenfalls mein obsec auszuhebeln? Dann müssen mehr Modelle richtig auf dem Objective stehen. Reicht es aus, wenn eines meiner Objective secured Modelle da überlebt? Dann kann der Rest so gut versteckt werden wie es geht um von Cover zu profitieren usw. Verluste entfernt man dann natürlich nicht vom Objective. Diesen zeitraubenden Prozess sollte man wieder und wieder üben, bis man es ganz unbewusst bei Objective grapschen macht. Muss man sich erst mühsam selbst daran erinnern oder verbraucht man zu viel Zeit dabei, gerät man bei Spielen mit Zeitlimit schnell in Bedrängnis.

Wie bei allem was mit dem kompetetiven Tabletop zu tun hat: Üben, üben, üben. Nur durch Übung wird man einen Überblick gewinnen, wo die eigenen Schwächen beim Primary Game liegen (wo versagt man regelmäßig? Was geht gefühlt immer schief?) und was kann daran verbessert werden.

Schafft man es, hierbei die Nase vorn zu behalten oder im Idealfall dem Gegner die Primaries signifikant zu verweigern kann das einen sehr viel erheblichen Einfluss auf Sieg oder Niederlagen haben, als die Frage wie viele Einheiten des Gegners man getötet hat.

Insofern:

Viel Spaß und Viel Glück

der unglaubliche Ochsenfrosch