Der Anfang

Der unvermeidliche Disclaimer:

Hier werden Beiträge folgen, in denen ich sehr subjektiv versuche zu beleuchten, warum Tabletop in seinen diversen Aspekten ein lohnendes Hobby ist. Egal ob nun kompetitiv oder bemalen oder einfach Bier und Brezel Casual usw.

Auch wenn ich das eine oder andere mal so klingen mag: Ich beanspruche ausdrücklich nicht die Weisheit mit den Löffeln gefressen zu haben oder so etwas wie ein weiser Guru zu sein, der das deepe Lore der Community durchschaut hat. Alles was ich hiermit versuchen will ist, anderen Anhaltspunkte zu geben wie das Hobby so laufen kann, wie verschiedene Aspekte des Hobbys Spaß machen können, oder eben auch nicht und wie und wo meiner subjektiven Meinung nach die Vorteile, Gefahren usw. liegen können. Dabei will ich versuchen so neutral wie möglich zu bleiben, aber wie ich denke die meisten von uns, bin auch ich nur ein Mensch.

Also… fangen wir an:

Kompetitives Tabletop. Eine… eigenartige Art und Weise das Hobby zu betreiben, finde ich. Und doch komme ich davon nicht los. Die Verlockung mehrmals an einem oder mehreren Tagen auf bis dahin unbekannte Gegner zu treffen oder eben auch auf alte (hoffentlich freundschaftliche) Rivalen zu treffen ist zu groß, als das der Frust von Niederlagen oder gefühlten bzw. realen Codex Creep mich abhalten könnten.

Nun sind meine Erfahrungen mit Turnieren eher begrenzt, was zum einen an einer sehr langen Spielpause nach der 2. Edition Warhammer 40.000 liegt und daran, das ich in der Mitte 2019 wieder ins Hobby eingestiegen bin und es 2020 aus unerfindlichen Gründen wenig Turniere gegeben hat. Also in der realen Welt. Dennoch finde ich es wichtig, dass man sich Gedanken darüber macht, warum man auf Turniere fährt, warum man einen Aspekt des Hobbys wahrnehmen will, der für mich gefühlt alles das was ich an Tabletop mag mit den Füßen tritt. Je nachdem, was gerade für Regeln für Turniere herrscht trifft man auf… bizarr anmutende Listen, man sitzt stunden-/tagelang an seiner Liste, verändert hier etwas, dann da… man baut was komplett anderes… macht unzählige Testspiele… Oder schmeißt einfach eine Liste zusammen und sagt, was solls, es wird schon werden. Hat man den Anspruch das Beste abzuliefern und möglichst weit Vorne in der kompetitiven Szene mitzuspielen ist die letzte Herangehensweise sicherlich nicht förderlich. Training mit der Liste ist essentiell ebenso sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen warum man etwas in die Liste nimmt und was anderes nicht.

Aber hier soll es nicht um den praktischen Teil gehen. Das können andere sicherlich besser als ich.

Hier geht es um den, sagen wir mal philosophischen Teil. Also, wie halte ich das alles durch? Was erwarte ich davon? Oder so in die Richtung jedenfalls.

Es fing damals mit der 2. Edition an. Ich konnte nur bedingt englisch, aber bekam das Spiel und die Regeln nur auf englisch geschenkt (ob nun aus Absicht oder Zufall lässt sich nicht mehr feststellen). Ich war verliebt. Was für ein tolles Spiel. Vorher kannte ich Heroquest, Starquest und nun Warhammer 40.000 (und bald Warhammer Fantasy und Epic Space marine und Space Hulk und) Aber vor allem 40.000.

Space Marines waren nett, Eldar unfassbar vom Artwork und Design (für meine unerfahrenen Augen) aber allen voran Orks. Mit Mühe und Zeit hatte ich also eine Ork Armee in 40.000 und mit Hilfe eines kleinen Übersetzungs… nennen wir ihn Computer sowie eines Englisch-Wörterbuches lernte ich auch nach und nach die Regeln. Ich hatte viele Spiele gegen Freunde (oder genauer, Bekannte aus dem Laden wo ich die Minis gekauft hab, die dann zu Freunden wurden ^^). Eines Tages dann fand in einem der Läden in dem ich immer abhing eine Liga statt. Groß aufgestellt und über längere Zeit laufend waren die Regeln (so ich mich noch dunkel erinnern kann) relativ einfach. 3 Punkte für den Sieg, 1 für Unentschieden und 0 für die Niederlage. Wer am Ende der vorher festgelegten Zeit die meisten Punkte hatte gewann die Liga. Ich verlor die ersten 11 Spiele. Ich war etwas frustriert oder ziemlich frustriert um es genau zu sagen. Ich meine es waren Sommerferien und ich hatte also quasi endlos Zeit und es war neben Rollenspiel mein Lieblingshobby. Und doch verlor ich. Meine Listen waren anscheinend nicht gut genug. Ich baute halt was ich an Modellen hatte und was ich toll fand. Nicht unbedingt gute Listen. Erst nach einem erhellenden Gespräch mit einem anderen Ligateilnehmer fiel der Groschen und ich baute die Liste um, nahm mehr Einheiten mit, von denen ich festgestellt hatte, dass sie toll waren und weniger von denen, die nicht so toll waren. Danach gewann ich 11 Spiele oder so. Entweder Zufall und Würfelglück oder eine bessere Liste oder eine Kombination von beidem. Zu meiner Überraschung wurde ich 3. Außer mir hatte niemand so viele Spiele gemacht, die beiden ersten Plätze hatten all ihre Spiele gewonnen und so mehr punkte als ich, obwohl sie weniger Spiele gemacht hatten.

Aber ich schweife ab. Worauf ich mit der langen Anekdote hinaus will ist: Aufgeben hilft auch nicht. Natürlich, wenn man ein Spiel auf einem Turnier verliert ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man es nicht auf die ersten drei Plätze kommt. Aber deshalb sollte man nicht verzagen auch nicht, wenn man gar kein Spiel gewinnt. Sondern sich darauf konzentrieren, was man aus dem Turnier hat mitnehmen können. Was waren die anderen Listen? Warum haben Sie evtl. besser funktioniert als meine? Ist mir gewinnen überhaupt so wichtig? Und ähnliches. Sich auf den Frust und das Verlieren selbst zu konzentrieren führt zu nichts. Sicher schöne Worte, auch ich ärger mich immer noch über Niederlagen aus Turnieren nachdem ich wieder angefangen hatte in der 8. Edition. Aber wenn man sich nur mit Frust füttert, wird es nur schwer etwas mit dem besseren Spiel. Bedenkt man all die Faktoren die ein erfolgreiches Turnierspiel ausmachen wie Fähigkeit der teilnehmenden Spieler die “Power” des eigenen Codex und die Fähigkeit gute Listen zu schreiben oder gute Listen aus dem Netz zu nehmen und diese gut zu spielen, die Würfel und eventuelle schlechte Paarungen mit Armeen, die die eigene gut Countern, ist es, sind genug Teilnehmer auf einem Turnier, nicht so unwahrscheinlich, dass man auch bei guter Vorbereitung und guter Liste usw. verliert.

So etwas sollte einen nur nicht entmutigen. Was kompetitives Spiel ja so anziehend macht (meiner Meinung nach) ist ja eben die Ungewissheit. Man kennt die Gegner evtl. nicht besonders gut oder gar nicht und man muss mit Leuten Spielen, die man unter Umständen zum ersten mal sieht. Der Nervenkitzel, ob all die Vorbereitung ausreicht, ob die Liste wirklich so funktioniert wie in den zahllosen Testspielen, oder ob die Würfel alles ruinieren oder total eskalieren. Oder ob die Liste, die man fünf Minuten vor Listenabgabeschluss zusammengeworfen hat trotzdem funktioniert und man erstaunlich weit kommt mit null Vorbereitung?

Und der traumhafte Moment, wenn man dann doch gewinnt, mehrmals und dann endlich den ersten Platz oder den zweiten oder oder oder erringt. Davon kann ich nicht viel schreiben, der letzte 3. Platz liegt 24 Jahre oder so zurück ^^ aber ich habe mich auch sehr gefreut als meine Platznummer mal einstellig war.

Ich meine… in diesem Hobby sind die Gewinne auf den meisten Turnieren ja eher metaphysischer Natur. Und selbst wenn für jemanden nur die ersten drei Plätze zählen, dann bleibt nur zu sagen: sinnloses Gegreine hilft bis zum nächsten Turnier auch nicht weiter. Sicher etwas Katharsis tut immer gut. Ich rante auch gerne vor mich hin oder nöle über den Zustand des Metas solche Dinge. Aber besser ist es, sich Notizen zu machen. Was habe ich vielleicht falsch gemacht? Was kann ich das nächste mal verhindern? Was kann ich besser machen? Besser, auch (oder besonders) in der Niederlage etwas positives zu sehen. Sicher ich habe verloren. Aber der andere hat gewonnen. Und auch wenn das bestimmt nicht leicht fällt (besonders wenn der Gegner sagen wir… mangelhafte soziale Qualitäten während des Spiels gezeigt hat) kann es auch helfen sich für den Gegner zu freuen. Ja ich habe verloren. Er aber nicht. Indirekt hat man also etwas dafür getan (wenn auch unfreiwillig) dass es einem anderen Menschen besser geht. Will man sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden, bleibt immer noch: man hat ein spannendes und hoffentlich unterhaltsames Spiel gehabt.

Worum es mir eigentlich bei Tabletop geht.

Soviel für den Anfang. Mehr und spezieller dann beim nächsten Mal.

Viel Spaß und viel Glück.